Granuloma inguinale: Informationen & Spezialisten

08.08.2022
Leading Medicine Guide Redaktion
Autor des Fachartikels
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Granuloma inguinale ist eine chronisch verlaufende, bakterielle Infektionskrankheit. Sie manifestiert sich an den äußeren Geschlechtsorganen und im Afterbereich. Hier treten typischerweise ausgedehnte Geschwüre und mitunter auch Verstümmelungen auf. Die Übertragung dieses Erregers erfolgt fast ausschließlich durch engen Hautkontakt beim Geschlechtsverkehr. Deswegen zählt Granuloma inguinale zu den sexuell übertragbaren Krankheiten (STDs: sexually transmitted diseases). Granuloma infuinale wird auch Granuloma venereum oder Donovanosis genannt.

Hier finden Sie weiterführende Informationen sowie ausgewählte Spezialisten für Granuloma inguinale.

ICD-Codes für diese Krankheit: A58

Artikelübersicht

Vorkommen von Granuloma inguinale

Granuloma inguinale tritt gehäuft in tropischen und subtropischen Ländern auf. Sie ist insbesondere in

  • Südafrika,
  • Mittel- und Südamerika,
  • der Karibik,
  • Südindien,
  • Südostasien,
  • Papua-Neuguinea und
  • Nordaustralien

weit verbreitet. In den USA und in Europa tritt Granuloma inguinale nur selten auf. Die meisten Patienten sind Reiserückkehrer aus einem Gebiet, in dem die Erkrankung häufig vorkommt. Genaue Erkrankungszahlen liegen für Deutschland nicht vor.

Männer erkranken etwa doppelt so häufig an Granuloma inguinale wie Frauen. Die Betroffenen sind meist zwischen 20 und 40 Jahre alt.

Ursachen einer Granuloma-Inguinale-Infektion

Ursächlicher Erreger von Granuloma inguinale ist das nur beim Menschen vorkommende Bakterium Klebsiella granulomatis. Die Erkrankung wurde erstmals 1905 von dem Tropenarzt Charles Donovan beschrieben. Deswegen wird das Bakterium auch Donovan-Körperchen genannt.

Der Erreger ist ein gramnegatives Stäbchenbakterium aus der Familie der Enterobacteriaceae. Es ist bekapselt und unbeweglich. Zudem ist Klebsiella granulomatis vielgestaltig (pleomorph): Die Stäbchen können also gerade oder gekrümmt und gelegentlich auch rundlich sein.

Die Ansteckung mit diesem Bakterium erfolgt meist durch engen Hautkontakt beim Geschlechtsverkehr. Die Erkrankung wird deswegen als Geschlechtskrankheit eingestuft.

Beim ungeschützten Vaginal- und Analverkehr kommt es zum direkten Kontakt mit den typischen Geschwüren im Genitalbereich. Die Bakterien dringen dann über kleinste Hautverletzungen oder die Schleimhaut in das Gewebe des Menschen ein. Dort lösen sie eine Entzündungsreaktion des Körpers aus und verursachen die charakteristischen Geschwüre.

In seltenen Fällen ist auch eine Übertragung des Bakteriums durch die Finger möglich.

Symptome einer Granuloma-Inguinale-Infektion

Wenige Tage bis zwölf Wochen nach der Ansteckung mit dem Erreger treten die ersten Symptome auf. An der Kontaktstelle bilden sich kleine, harte hellrote Knötchen bzw. Pusteln. Sie können jucken, verursachen aber keine Schmerzen.

Diese Pusteln zerfallen bald und wandeln sich anschließend in fleischfarbige Geschwüre um. Diese können sich auf die umliegenden Hautareale ausbreiten. Außerdem können sie bis in die Tiefe des Gewebes reichen. Dort verursachen sie ausgeprägte Narben und Verstümmelungen.

Unter Umständen besiedeln weitere Bakterien die Geschwürde. Sie können sich dann entzünden und außerdem schmerzhafte Abszesse bilden.

Bei Männern treten die Pusteln und Geschwüre meist

  • am Penisschaft,
  • in der Lendenregion oder
  • in der Analregion

auf.

Bei Frauen zeigen sich die Beschwerden meist an der Innenseite der Schamlippen. Dort bildet sich außerdem oft auch eine massive Schwellung. Auch die Lenden und die Afterregion können betroffen sein.

Kommt es

  • im Mund,
  • am Hals oder
  • im Gesicht

zur Erstinfektion, können auch diese Bereiche betroffen sein.

Unbehandelt kann sich das ursächliche Bakterium in seltenen Fällen über die Blutbahn im Körper des Menschen ausbreiten. Die verantwortlichen Erreger können dann in

  • die Knochen,
  • die Gelenke,
  • die Leber oder
  • andere Organe

gelangen. Dann treten weitere weitere Symptome auf, darunter

  • immer wiederkehrendes Fieber,
  • eine fortschreitende Blutarmut oder
  • Gewichtsverlust.

Diagnose einer Granuloma-Inguinale-Infektion

Granuloma inguinale wird in der Regel durch

  • eine körperliche Untersuchung und
  • einen Erregernachweis im Labor

diagnostiziert. Im Rahmen der körperlichen Untersuchung lässt sich Granuloma inguinale meistens leicht anhand der typischen Symptome erkennen.

Für den direkten Nachweis des ursächlichen Erregers Klebsiella granulomatis ist eine Gewebeprobe nötig. Dazu entnimmt der Arzt einen Abstrich von den Pusteln bzw. Geschwüren im Genitalbereich.

Das entnommene Material wird anschließend im Labor mikroskopisch auf das Bakterium untersucht. Fehlt ein eindeutiger Nachweis, kann auch eine Zellkultur angelegt werden.

Bei der Diagnose ist es wichtig, andere Erkrankungen auszuschließen. Die Symptome bei Granuloma inguinale ähneln unter anderem denen von

Tabletten verschreiben
Bei Granuloma Inguinale hilft eine konsequente Antibiotika-Therapie © joyfotoliakid | AdobeStock

Therapie einer Granuloma Inguinale-Infektion

Granuloma inguinale wird in der Regel im Rahmen einer speziellen Antibiotika-Therapie behandelt. Die Antibiotika sollen die ursächlichen Erreger gezielt abtöten. Betroffene müssen sie über einen Zeitraum von etwa zwei bis drei Wochen, manchmal auch länger, täglich einnehmen.

Zum Einsatz kommen hierbei unter anderem Antibiotika mit den Wirkstoffen

  • Cotrimoxazol,
  • Tetracyclin,
  • Ciprofoxacin,
  • Doxycyclin oder
  • Erythromycin.

Zur Kontrolle des Behandlungserfolgs und frühzeitiger Erkennung möglicher Rückfülle sollten nach Abschluss der Therapie weitere Folgeuntersuchungen stattfinden.

Wichtig ist außerdem der Blick auf die Geschlechtspartner des Betroffenen. Im Fokus stehen alle Personen, mit denen der Betroffene innerhalb von 40 Tagen vor dem Ausbruch von Granuloma inguinale Sexualverkehr hatte. Sie sollten ebenfalls untersucht und ggf. mitbehandelt werden.

Betroffene müssen außerdem bis zum vollständigen Abheilen der Geschwüre auf Geschlechtsverkehr verzichten.

Prognose und Heilungsaussichten bei Granuloma inguinale

Die Heilungsaussichten bei Granuloma inguinale sind generell gut. Sie hängen aber davon ab, wie früh mit der Antibiotika-Therapie begonnen wurde. Bei frühzeitigem Therapiebeginn nimmt Granuloma inguinale in der Regel einen positiven Verlauf.

Etwa eine Woche nach dem Beginn der Antibiotika-Therapie zeigen sich in der Regel erste Erfolge. Kleinere Geschwüre beginnen dann abzuheilen, ohne Narben zu hinterlassen. Bei größeren Geschwüren kann es beim Abheilen allerdings auch zu einer Narbenbildung kommen.

In Einzelfällen kann es trotz adäquater Behandlung bis zu 18 Monate nach der Erstinfektion zu einem Rückfall kommen. Regelmäßige Nachuntersuchungen sind daher ratsam.

Unbehandelt kann Granuloma inguinale einen chronischen Verlauf nehmen und sich im Körper des Menschen ausbreiten. Dies kann zu einer allmählichen Zerstörung des Gewebes sowie zu einer verengten Harnröhre und Verstümmelungen führen. Auch bösartige Hautkrebsgeschwüre sind möglich. Manchmal versterben Betroffene infolge einer unbehandelten Infektion mit Granuloma inguinale.

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