Herpes: Informationen & Herpes-Spezialisten

21.07.2022
Leading Medicine Guide Redaktion
Autor des Fachartikels
Leading Medicine Guide Redaktion

Herpes ist eine virale Erkrankung, die sich am häufigsten in Form schmerzhafter Bläschen an den Lippen zeigt. Fast 90 Prozent aller Männer und Frauen in Deutschland tragen Herpesviren in sich. Während der eigentliche Lippenherpes eher harmlos ist, können seine Verwandten, der Genitalherpes sowie der Herpes Zoster, durchaus für schwere Erkrankungen sorgen.

Hier finden Sie weiterführende Informationen sowie ausgewählte Herpes-Spezialisten und Zentren.

ICD-Codes für diese Krankheit: B00

Artikelübersicht

Was ist Herpes?

Herpes ist eine Virusinfektion, die sich in Bläschen und Krustenbildung vor allem an den Lippen äußert. Ein solcher Herpesausbruch hält etwa zwei Wochen an, bis das Immunsystem die Viren bekämpft hat.

Die Erkrankung verläuft in Ausbrüchen. Nach dem ersten Ausbruch kann Herpes für längere Zeit verschwinden. Das Virus zieht sich dann in die Ganglionzellen des Nervensystems zurück, wo es vom Immunsystem nicht erreicht werden kann. Wer einmal infiziert ist, wird das Virus also nicht mehr los. 

Erneute Ausbrüche (man spricht von Reaktivierung) treten vor allem auf, wenn das Immunsystem geschwächt ist. Stress oder Sonnenlicht kann bei manchen Menschen ebenfalls einen Rückfall auslösen.

Das Herpes-Virus ist hochansteckend und wird per Körperkontakt übertragen.

Herpes wird fälschlicherweise oft als Geschlechtskrankheit betrachtet und mit Küssen in Verbindung gebracht. Das stimmt insofern, weil sich das Virus bei aktivem Herpes überträgt. Die Ansteckung erfolgt jedoch meistens bereits im Baby- oder Kindesalter durch einen Kuss der Eltern. 

Herpes labialis
Herpes labialis (Lippenherpes)

Ursachen für eine Herpeserkrankung

Die Gruppe der Herpesviren umfasst viele verschiedene Viren, die aber eines gemeinsam haben. Sie verursachen rote Hautbereiche mit charakteristischen und schmerzhaften Bläschen.

Die mit Abstand am häufigsten auftretenden Herpesviren sind

  • Herpes Typ I („Lippenherpes“),
  • Herpes Typ II („Genitalherpes“) und
  • Herpes Zoster („Gürtelrose“).

Herpes Simplex Typ I kommt vornehmlich im Bereich des Gesichtes vor. Herpes Simplex Typ II war bis vor Jahren eher auf den Genitalbereich (Penis, Scheide, After) begrenzt.

Aufgrund einer freizügigeren Anwendung diverser sexueller Praktiken durchmischen sich die Viren-„Siedlungsbereiche“ mittlerweile. Ungeschützter Oralsex kann dazu führen, dass Herpes Simplex Typ I am Genital auftritt. Umgekehrt zeigt sich Herpes Simplex Typ II auch im Mund und an den Lippen.

Die Übertragung der Herpes Viren erfolgt in der Regel über Haut- und Schleimhautkontakte. Herpes wird durch den direkten Kontakt mit der höchst ansteckenden Flüssigkeit aus den Herpesbläschen weitergetragen.

Nach Abheilung der Beschwerden ist die Ansteckung je nach betroffener Stelle immer noch möglich. Das Virus wird dann über

  • Speichel,
  • Vaginal- oder Prostatasekret und
  • Sperma

weitergegeben.

Die Ansteckungsgefahr ist bei aktiven Bläschen jedoch sehr viel größer.

Auch Schmierinfektionen sind möglich. Dann werden die Herpesviren beispielsweise bei der gemeinsamen Benutzung von Gläsern übertragen.

Auf diese Weise kann es auch zu einem Herpesausbruch an den Augen kommen. Dort führen die Herpesviren unter Umständen zu Hornhaut- und Bindehautentzündungen. Bei Neugeborenen besteht dann die Gefahr der Erblindung. Der Befall der Augen kommt aber nur selten vor.

Woran erkennt man Herpes?

Wenige Tage nach der Ansteckung bilden sich kleine roten Bläschen. Sie schmerzen und können sehr leicht aufplatzen. Oft sind die regionalen Lymphknoten geschwollen.

Die Herpesbläschen heilen unter Krustenbildung nach zwei bis drei Wochen wieder ab. Immunsuppremierte und HIV-Patienten neigen in der Regel zu schweren, langwierigen und wiederholten Verläufen.

Anders als der Lippen- und Genitalherpes führt der Herpes Zoster zu einem allgemeinen Krankheitsgefühl. Wer als Kind an Windpocken litt, trägt das Varizella-Zoster-Virus dauerhaft in sich.

Bei Zoster ("Gürtelrose") bilden sich flächige Rötungen mit unzähligen Bläschen auf der Haut. Gürtelrose bricht

  • im Alter,
  • aufgrund einer Immunschwäche oder
  • aufgrund von Stress

häufiger aus.

Neben diesen Hautreaktionen kommt es ebenfalls häufiger zu

Die akute Zostererkankung heilt nach einigen Wochen wieder ab. Meist erhält der Patient Schmerzmittel und Virostatika, um die Symptome bis zur Ausheilung zu lindern.

Viel schwerer wiegen jedoch die Monate bis Jahre nach dem Zoster. Die Post-Zoster-Neuralgie verursacht selbst lange Zeit nach Abheilung der Gürtelrose noch Schmerzen in Muskeln und Gelenken. Sie kann die Lebensqualität stark beeinträchtigen.

Gürtelrose (Herpes Zoster) auf dem Rücken
Herpes Zoster (Gürtelrose) äußert sich ebenfalls als Hautausschlag mit charakteristischen Bläschen © snesivan | AdobeStock

Wie wird Herpes behandelt?

Die Behandlung von Herpes in jedweder Form (Herpes Labialis, Herpes Genitalis, Herpes Zoster) kann nur rein symptomatisch erfolgen. Eine endgültige Heilung ist auch heute noch nicht möglich. Nach Abklingen der Hauterscheinungen zieht sich das Virus ins im Nervengewebe und wird inaktiv. Es kann jedoch jederzeit wieder ausbrechen.

Dennoch gibt es einige Möglichkeiten, die Symptome zumindest abzumildern. Die Verfahren reichen dabei von der Hausapotheke bis zum antiviralen Wirkstoff. Am geläufigsten ist die Behandlung mit dem virenhemmenden Medikament Aciclovir. Gegen ruhende Viren in den Ganglienzellen vermag Aciclovir allerdings nichts auszurichten.

Ergänzend können auch pflanzliche Präparate angewendet werden. Sie haben mitunter eine antivirale und antibaktierielle Wirkung. Bei schweren Verläufen, z. B. infolge eines Immundefektes, sind antibakteriell wirksame Substanzen sehr hilfreich, da sie eine Superinfektion der Herpesbläschen mit Bakterien verhindern können.

Honig ist seit jeher ein erprobtes Mittel gegen Entzündungen. Er wirkt gegen Bakterien (antibakteriell) als auch gegen Viren (antiviral).

Ganz ähnliche Wirkungen entfaltet Schwarzer Tee. Sein hoher Gehalt an Tanninen (Bitterstoffen, Gerbsäuren) tötet Viren ab und hemmt Entzündungen. Legen Sie einen kalten oder warmen Teebeutel auf die von Herpes betroffene Stelle.

Auch das Austrocknen der Herpesbläschen hilft. Dabei können ätherische Öle helfen, etwa

  • Hagebuttenöl,
  • Johanneskrautöl,
  • Jojobaöl,
  • Melissenöl,
  • Ringelblumenöl oder
  • Teebaumöl.

Auch Zahnpulver und Backpulver haben eine trocknende Wirkung.

So schützt man sich vor Herpes

Sicher vorbeugen lässt sich Herpes nicht. Dafür ist das Virus zu weit verbreitet.

Eine Ausnahme ist der Schutz gegen das Varizella-Zoster-Virus. Es verursacht Windpocken und auch Gürtelrose. Kleinkinder können gegen das Virus geimpft werden und genießen dadurch einen gewissen Schutz. Andere Simplex-Viren werden dadurch jedoch nicht beeinflusst.

Gegen Labialherpes kann man sich eher schlecht schützen. Ein Kuss reicht oft für die Übertragung aus. Kinder bekommen die Viren meist über die Fürsorge und einen Kuss der Eltern übertragen.

Anders sieht es aber bei Genitalherpes aus. Hier empfehlen Ärzte und Gesundheitsexperten:

  • Nutzen Sie beim Geschlechtsverkehr Kondome
  • Kondome helfen auch, Sexspielzeuge sauber zu halten
  • Vermeiden Sie Kontakt mit den Bläschen und nässenden Hautstellen
  • Verzichten Sie auf Oralsex, wenn an Penis, Scheide oder Lippen Bläschen und/oder kleine Geschwüre zu finden sind

Einen hundertprozentigen Schutz vor Herpes gibt es nicht. Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BzgA) bietet für Interessierte anonyme Online- und Telefonberatungen an.

Welche Prognose hat eine Herpesinfektion?

Der Verlauf von Herpes hängt von individuellen Faktoren des Betroffenen ab. In der Regel heilt Lippenherpes rückstandsfrei ab.

Genitalherpes ist meist harmlos, wenn auch sehr schmerzhaft. Allerdings erhöhen die oft entzündlichen Herpesbläschen das Risiko, sich mit anderen Geschlechtskrankheiten zu infizieren. Das betrifft vor allem Erkrankungen wie

Deren Erreger können die durch Herpes angeschlagene Schleimhaut nutzen, um ins Blut vorzudringen.

Bei Immunschwäche oder HIV-Funktion können zudem sehr schwere Krankheitsverläufe auftreten. Diese werden als systemische oder generalisierte Herpesinfektion bezeichnet. Dann droht z. B. die Virusenzephalitis (Hirnhautentzündung), die mit einer hohen Sterblichkeit verbunden ist.

Überwiegend gesunde Menschen mit funktionierendem Immunsystem stecken die Herpes-Erkankung aber in der Regel sehr gut weg. Herpes heilt dann ohne sichtbare Folgen wieder aus.

Welche weiteren Viren aus der Gruppe der Herpesviren gibt es?

Das Eppstein-Barr-Virus und das Pfeiffersche Drüsenfieber

Die Kuss-Krankheit („Kissing-disease“) wird durch das Eppstein-Barr-Virus (kurz EBV) verursacht. Sie ist auch als „Pfeiffersches Drüsenfieber“ oder infektiöse Mononukleose bekannt. EBV ist ein naher Verwandter des Simplex-Virus. Die Übertragung erfolgt mittels Speichel und brachte der Krankheit dadurch ihren Namen als Kuss-Krankheit ein.

Die Erstinfektion erfolgt meist im Jugend- oder jungen Erwachsenenalter. Dabei treten zuerst grippeähnliche Symptome auf. Es kommt zu

  • Fieber,
  • Abgeschlagenheit,
  • Krankheitsgefühl,
  • Halsschmerzen aufgrund der stark geschwollenen Lymphknoten,
  • Kopfschmerzen,
  • Husten und
  • Schüttelfrost.

Als Folge der Erkrankung können im weiteren Leben Tumorerkrankungen auftreten. Das Eppstein-Barr-Virus ist in bis zu 80 Prozent der Nasen-Rachen-Tumoren nachweisbar. Der Krebs entwickelt sich oft Jahrzehnte nach der Ausheilung des Primärinfektes.

Das Pfeiffersche Drüsenfieber kann als virale Krankheit nicht kausal, sondern nur symptomatisch behandelt werden. Zum Einsatz kommen fiebersenkende und schmerzreduzierende Mittel. Antibiotika werden bei einer bakteriellen Superinfektion im Bereich der entzündeten Mandeln oder Lymphknoten verschrieben.

Erkrankte sollten sich streng an die verordnete Ruhe halten. Ansonsten drohen Komplikationen, wie z. B.

Das Cytomegalievirus und Cytomegalie

Ein ebenso weitverbreiteter Vertreter der Herpesviren ist das Cytomegalievirus (Herpesvirus 5, Humanes Cytomegalievirus). Es kommt nur beim Menschen vor. Die Durchseuchung der erwachsenen Bevölkerung beträgt bei uns etwa 40 Prozent. In der Dritten Welt erreicht das Virus Durchseuchungsraten bis 100 Prozent.

Die Infektion erfolgt meist bereits schon im Kindesalter. Auch hier sind Speichel und andere Körperflüssigkeiten der Übertragungsweg.

Fast 90 Prozent der Infizierten bemerken die Infektion mit dem Cytomegalievirus gar nicht. Es handelt sich dann um eine asymptomatische Infektion. In den anderen seltenen Fällen kommt es zu Krankheitserscheinungen wie Fieber und Lymphknotenschwellungen.

Insgesamt ähnelt die Cytomegalie dem Pfeifferschen Drüsenfieber. Für Menschen mit intaktem Immunsystem ist die Krankheit gut zu beherrschen. Sie heilt dann folgenlos wieder aus.

Besonders gefährdet sind aber Schwangere und ihre ungeborenen Kinder. Das ungeborene Kind hat ein etwa 40-prozentiges Risiko, sich bei der Erstinfektion der Mutter ebenfalls anzustecken. Die Folge sind meist schwere Missbildungen des Kindes, etwa

  • Herzmuskelschäden,
  • Darmstörungen,
  • Hörschäden und
  • Bewegungsstörungen.

Dieses Herpes-Virus verursacht oft nur unklare, grippeähnliche Symptome bei der Mutter. Deshalb bleibt die Infektion und damit die Gefahr für das Kind häufig unerkannt.

Eine zweite Gruppe von Risikopatienten sind Menschen mit geschwächtem Immunsystem. Dazu zählen

  • Transplantierte (haben ein neues Spenderorgan erhalten) sowie
  • HIV-Infizierte und
  • AIDS-Kranke.

Bei diesen Patienten kann das Cytomegalievirus systemische Entzündungen auslösen, unter anderem eine Lungenentzündung.

Die Behandlung der Cytomegalie erfolgt wie bei allen anderen Herpesinfektionen auch rein symptomatisch. Zum Einsatz kommen

  • fiebersenkende Mittel,
  • Antibiotika gegen bakterielle Begleitinfektionen und
  • Virostatika, um die Viruslast der Erkrankung etwas zu senken.

Schützen kann man sich gegen dieses Herpesvirus nicht. Es gibt keine Schutzimpfung und auch keine besondere Schutzmaßnahme, die die Ansteckung verhindern könnte. Schwangeren wird allerdings empfohlen, sich und ihren Partner auf eine Cytomegalie-Infektion untersuchen zu lassen.

Der Test auf Antikörper gegen das Cytomegalie-Virus ist keine feste Kassenleistung zur Schwangerenvorsorge. Deshalb fällt er unter die Selbstzahlerleistungen. Mit etwa 13 € ist der Cytomegalie-Virus-Test aber nicht zu teuer. Er ist eine gute Investition, die im günstigsten Fall das Risiko für das Kind reduzieren kann.

Für weitere Hilfe und eine umfassende Beratung zum Thema „Herpes & Co.“ geben Hautärzte und Gynäkologen Auskunft.

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