Lymphogranuloma venereum - Spezialisten und Informationen

27.12.2023
Leading Medicine Guide Redaktion
Autor des Fachartikels
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Die Lymphogranuloma venereum (venerische Lymphknotenentzündung) ist eine der vier klassischen Geschlechtskrankheiten. Sie ist eine chronische Lymphknotenentzündung, die sich durch Schwellungen und Geschwüre der Lymphknoten im Genital- und/oder Leistenbereich äußert. Verantwortlich sind Bakterien der Gattung Chlamydia trachomatis, die ausschließlich sexuell übertragbar sind. Sie treten hauptsächlich in tropischen und subtropischen Gebieten auf.

Im Folgenden finden Sie weitere Informationen sowie ausgewählte Spezialisten für die Behandlung von Lymphogranuloma venereum.

ICD-Codes für diese Krankheit: A55

Artikelübersicht

Häufigkeit der Erkrankung

Lymphogranuloma venereum tritt vorwiegend in tropischen und subtropischen Gebieten Afrikas, Asiens und Lateinamerikas auf. In der westlichen Welt kommt die Geschlechtskrankheit dagegen eher selten vor.

In den letzten Jahren traten jedoch auch in Europa und in den USA vermehrt Fälle von Lymphogranuloma venereum auf. Bei den Betroffenen handelt es sich meist um Touristen aus den Tropen und deren Sexualpartner sowie um homosexuelle Männer. Laut Infektionsschutzgesetz (IfSG) besteht in Deutschland derzeit keine Meldepflicht für Lymphogranuloma venereum.

Ursachen einer Lymphogranuloma venereum-Infektion

Ursächliche Erreger von Lymphogranuloma venereum sind die Serotypen L1-L3 der Bakteriengattung Chlamydia trachomatis. Dieses kugelförmige, gramnegative, etwa 0,5 Mikrometer (µm) große Bakterium ist gegenüber Kälte und Austrocknung empfindlich.

Die Übertragung des Erregers erfolgt daher praktisch ausschließlich durch Schleimhautkontakte bei ungeschütztem Geschlechtsverkehr. In Europa kommt es vorwiegend bei ungeschütztem Analverkehr zwischen homosexuellen Männern zur Ansteckung.

Die Serotypen L1-L3 neigen dazu, sich im gesamten Körper auszubreiten und so eine systemische Infektion hervorzurufen.

Symptome einer Lymphogranuloma venereum-Infektion

Lymphogranuloma venereum verläuft in drei Stadien, in denen die Symptome variieren.

  • Stadium I: Kleine Geschwüre und Bläschen

Im sogenannten Primärstadium (Stadium I) treten frühestens 3 Tage bis etwa 3 Wochen nach der Ansteckung die ersten charakteristischen Symptome auf.

Im Genitalbereich bilden sich schmerzlose Knötchen oder mit Flüssigkeit gefüllte Bläschen, die sich zu kleinen Geschwüren umwandeln. Diese heilen nach einigen Tagen von selbst wieder ab. 

Beim Mann treten sie am Penis, an der Eichel, der Vorhaut, dem Enddarm oder der Harnröhre auf. Bei der Frau beispielsweise in der Scheide oder der Harnröhre.

Da die Geschwüre nicht schmerzen, bleiben sie oftmals völlig unbemerkt.

  • Stadium II: Lymphknotenschwellungen

Etwa 6 Wochen nach der Ansteckung treten ein- oder beidseitige Lymphknotenschwellungen in der Leistenbeuge und/oder im Genitalbereich auf. 

Diese schmerzhaften Lymphknotenschwellungen sind von außen sichtbar. Die darüber liegende Haut verfärbt sich manchmal blau-rot. Bleiben die Schwellungen unbehandelt, können sie eitern und aufbrechen. 

Zusätzlich können begleitende Krankheitszeichen wie Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen, Muskel- und Gelenkschmerzen, Schüttelfrost und Brechreiz auftreten.

  • Stadium III: Chronische Entzündungen und Geschwüre

Bleibt das Lymphogranuloma venereum unbehandelt, kann die Erkrankung in ein chronisches, sogenanntes Tertiärstadium (Stadium III) übergehen. 

Es folgen mehrere beschwerdefreie Jahre, in denen sich die Erreger weiter im Körper ausbreiten. Es entstehen chronische Entzündungen und Geschwüre im Darm- und Genitalbereich

Die Folgen sind:

  • Darmverengungen mit einem erschwerten Stuhlgang
  • Störungen des Lymphabflusses mit chronischen Lymphödemen Schwellungen der Geschlechtsorgane
  • Abszesse und Fisteln

Diagnose von Lymphogranuloma venereum

Die Diagnose von Lymphogranuloma venereum erfolgt sowohl anhand der charakteristischen Symptome als auch durch einen Erregernachweis

Die für Lymphogranuloma venereum typischen Lymphknotenschwellungen und Geschwüre erkennt der Urologe oder Gynäkologe bereits im Rahmen einer körperlichen Untersuchung.

Um die Diagnose zu sichern, entnimmt der Arzt zudem einen Abstrich aus der Harnröhre, dem Enddarm oder einem Lymphknoten

Mithilfe dieses Abstriches legen Labormitarbeiter anschließend eine Zellkultur an, um den genauen Krankheitserreger zu bestimmen und nachzuweisen. 

Ein Blut- oder Urintest kann ebenfalls den ursächlichen Erreger von Lymphogranuloma venereum nachweisen.

Blutuntersuchung mit Antikörpernachweis für  Lymphogranuloma venereumDer Nachweis des Erregers ist auch mit einer Blutuntersuchung möglich @ Saiful52 /AdobeStock

Therapie von Lymphogranuloma venereum

Spezielle Antibiotika bekämpfen und töten gezielt die bakteriellen Erreger ab.

Zum Einsatz kommen hierbei:

  • Doxycyclin
  • Tetracyclin
  • Erythromycin oder 
  • Azithromycin

Der Patient muss das Antibiotikum über einen Zeitraum von meist 3 Wochen täglich als Tablette einnehmen. Bei schweren Verläufen von Lymphogranuloma venereum kann es gegebenenfalls auch notwendig sein, das Antibiotikum als Infusion zu verabreichen.

Neuansteckung vermeiden

Ein Labortest sollte nach Abschluss der Antibiotika-Therapie sicherstellen, dass keine ursächlichen Erreger von Lymphogranuloma venereum mehr vorliegen.

Um eine Ausbreitung und gegenseitige Neuansteckungen (Ping-Pong-Effekt) zu verhindern, sollten sich die Sexualpartner des Infizierten ebenfalls behandeln lassen.

Zudem sollten Patienten bis eine Woche nach Behandlungsende auf Geschlechtsverkehr verzichten.

Prognose und Heilungsaussichten bei Lymphogranuloma venereum

Erhalten Patienten im Frühstadium rechtzeitig und konsequent Antibiotika, dann heilt die Infektion schnell ab, ohne Folgeschäden zu hinterlassen. 

Bleibt die Infektion mit dem Lymphogranuloma venereum allerdings unbehandelt, kann die Erkrankung nach einigen Wochen zu schmerzhaften Lymphknotenschwellungen führen.

Nach mehreren Jahren führt sie in ein chronisches Tertiärstadium mit schweren Komplikationen und Spätfolgen. Spätfolgen sind beispielsweise Darmverengungen oder Störungen des Lymphabflusses.

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